Rhinotopia am Stellwerk 62
Weichen für die Zukunft stellen: Ein (Gleis-)Stellwerk wird zu einem temporären Experimentier- und Begegnungsraum für bewusstseinsbildende Maßnahmen rund um die Themen „Stadt der Zukunft“ und neue Mitwirkungsmodelle transformiert. Hier entwickeln Stadtgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Investor gemeinsam neue soziale und technische Innovationen und erproben diese hinsichtlich ihres gesellschaftlichen Nutzens und der Anwendbarkeit. Es entsteht ein Marktplatz für öffentlichkeitswirksame Aktionen und Austausch sowie eine Keimzelle für kreative Ideen und Produkte.
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Reallabors, in dem durch Cross-Innovation und Co-Creation Konzepte und Governancemodelle für zukunftsfähiges Leben, Wohnen, Arbeiten, Forschen, Lernen und Lifestyle im Fokus von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Resilienz am Stellwerk 62 erprobt und umgesetzt werden. Die Ziele des European Green Deal sollen hier erlebbar gemacht werden.

Brückenschluss in die Nachbarschaft
Der temporäre Begegnungsort Stellwerk 62 befindet sich im nördlichen Bereich einer innerstädtischen Industriebrache in Dortmund, die in den kommenden Jahren im Rahmen des Projekts SMART RHINO zu einem smarten, urbanen Quartier inklusive eines neuen Campus der Fachhochschule Dortmund entwickelt werden soll. Wesentliche Herausforderung der verkehrlichen Erschließungskonzeption für das Gesamtprojekt ist ein Geländesprung von etwa 5 Metern zwischen dem bestehenden, umliegenden Straßennetz und dem höher liegenden Entwicklungsgebiet. Ein höhengleicher Anschluss ist nicht überall möglich und der sprichwörtliche „Brückenschluss“ in die Nachbarquartiere damit eine wichtige Aufgabe der Projektentwicklung. Daher soll das Thema „Brückenschluss“ im Rahmen eines dem städtebaulichen Realisierungswettbewerb vorgeschalteten informellen Beteiligungsprozesses in Form von Dialogformaten am Begegnungsort Stellwerk mit den Menschen aus den angrenzenden Nachbarquartieren diskutiert und gemeinsam verschiedene Szenarien entwickelt werden.
Von der Idee auf die Fläche
Das bisher ungenutzte Stellwerk 62 und seine Außenflächen bieten die Möglichkeit, innovative Ideen auszustellen, zu testen und weiterzuentwickeln. Damit entsteht nicht nur die Chance, das derzeit ungenutzte Stellwerk 62 als Begegnungsort erleb- und nutzbar zu machen, sondern auch die Projektentwicklung SMART RHINO schon während der Entwicklungsphase kennenzulernen und mitzugestalten.
Als Marktplatz des Austausches und als Experimentierraum sensibilisiert der Begegnungsort Stellwerk 62 die Nachbarschaft für die Entwicklung eines smarten urbanen Quartiers, das vielfältige Angebote für Leben und Lernen, für Wohnen und Arbeiten, für Freizeit und Gesundheit und nachhaltige Infrastrukturen bereithält. Temporäre Nutzungen machen den Ort zu einem „Zukunftsdorfplatz“, wo zentrale Themen einer smarten und nachhaltigen Stadtentwicklung in umsetzungsorientierten Denkwerkstätten erprobt und weiterentwickelt werden können.
Innovationen zum Anfassen und Mitmachen
Für die Implementierung erneuerbarer Energiequellen für ein nahezu CO2-neutrales Quartier SMART RHINO wird am Stellwerk 62 diskutiert, erprobt und niederschwellig demonstriert, wie z. B. Gebäude zu Energieerzeugern werden können. Dieses und ähnliche Praxisbeispiele sollen für das Thema des nachhaltigen Energiemanagements sensibilisieren und Bewusstsein für die Mehrwerte solch intelligenter Verfahren und Prozesse schaffen. Die Bedeutung von grünen und blauen Infrastrukturen spielt am Stellwerk ebenfalls eine große Rolle. In kollaborativen Workshops soll eruiert werden, inwiefern natürliche Strukturen und Elemente zur attraktiven Gestaltung öffentlicher Räume beitragen und wie diese konkret in das neu zu schaffende Quartier, aber auch bestehende, angrenzende Bestandsquartiere, integriert werden können. Auch die Themen Resilienz und Klimaanpassung sind zwei wesentliche Komponenten, für die es gilt, Bewusstsein und Akzeptanz zu schaffen. Denn die Vermeidung von Hitzeinseln sowie die Schaffung von Aufenthaltsqualitäten durch die Entwicklung zukunftsweisender und ganzheitlicher Be- und Entwässerungssystemen sind grundlegende Ziele der Projektentwicklung SMART RHINO.

Vorfahrt für den Umweltverbund
Die erfolgreichsten Konzepte finden vor allem dann ihren Weg in die Breite, wenn sie begeistern und generationsübergreifend Spaß machen! Das Stellwerk 62 als Begegnungsort soll genau das leisten, indem es die Stadtgesellschaft frühzeitig dazu einlädt, ein Mobilitätskonzept für das Projekt SMART RHINO mit zu entwickeln, das von Anfang an begeisternd auf den Umweltverbund setzt und das Auto im übertragenen Sinne auf das „Abstellgleis“ schiebt. Kluge und gemeinschaftlich entwickelte Konzepte eines nachhaltigen und autoarmen Stadtquartiers lösen eine restriktive Verkehrspolitik ab und schaffen damit eine größere Akzeptanz mit Strahlkraft und Transferpotenzial.
Dialog mit Transfer
Der Ort Stellwerk 62 bietet Raum für verschiedenste dialogorientierte Formate, die den engen, beständigen und transparenten Dialog zwischen Stadtgesellschaft, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und dem Investor ermöglichen sollen. Durch die enge Begleitung, z. B. durch die Expert*innen von Baukultur Nordrhein-Westfalen, soll nicht nur wertvolle Expertise eingeholt werden. Vielmehr soll die Möglichkeit des Transfers für andere Projekte gesichert werden. Denn das Stellwerk 62 bietet die Chance, durch die Public Private Academic Partnership (PPAP) neue dialogorientiere Formate in der „Phase 0“ zu entwickeln und zu erproben.
Umgestaltung und Gestaltungsqualität des öffentlichen Raums
Am Stellwerk 62 wird die zukunftsfähige Gestaltung des öffentlichen Raums, des Wohn-Lebens- und Arbeitsumfeldes sowie der blauen, grünen und auch digitalen Quartiersinfrastrukturen im Kleinen für das große Ganze (SMART RHINO) diskutiert, erforscht und erprobt. Das neue Quartier wird dabei selbst zum Reallabor. Ein vorgeschalteter informeller Beteiligungsprozess mit verschiedensten Zielgruppen und Themen soll spannende Ideen, Konzepte und Visionen, zum Beispiel zum Umgang mit drei denkmalgeschützten Gebäuden, hervorbringen, die dann in den nachgelagerten städtebaulichen Wettbewerb integriert werden. Damit wird bereits in einer frühzeitigen Entwicklungsphase des Gesamtprojekts eine gesellschaftliche Gestaltungsqualität und vor allem eine hohe Umsetzungsakzeptanz und Identifikation seitens der Stadtgesellschaft mit dem neuen Quartier hergestellt.