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Ethnische Ökonomie

Definition und Hintergrund

Ethnische Ökonomien sind vorwiegend in Städten anzutreffen, wo die Migrationsrate sehr hoch ist. Die ethnischen Betriebe unterscheiden sich enorm von deutschen Unternehmen, u. a. in:

a) der Branchenverteilung

b) der Unternehmensführung

c) der Unternehmensstruktur

d) der Finanzierung des Unternehmens

Ethnische Unternehmen sind bedingt durch den Aufenthaltsort der eigenen Communities in Städten und zumeist in bestimmten Stadtvierteln anzutreffen. Aufgrund der kulturellen Bedarfe haben die Unternehmen der ethnischen Ökonomien eigene Strukturen entwickelt und benötigen gesamtwirtschaftlich eine besondere Unterstützung. Nichtsdestotrotz sind sie sehr wichtig für die Nahversorgung und werten einzelne Stadtbezirke auf und besitzen daher eine Integrationsfunktion. Städte profitieren von diesen ethnischen Unternehmen und müssen deshalb in stärkeren Maßen auf sie zu- und eingehen.

Ethnische Ökonomien können mit drei Modellen beschrieben werden:

Nischenmodell:
Gründung zur Bedarfsdeckung von Waren, Gütern und Dienstleistungen der Zielgruppe im Aufnahmeland, die in der Form im Regelangebot des Handels nicht erhältlich sind bzw. waren.

Kulturmodell:
Migrant*innen haben kulturell eine verankerte Neigung zur Selbstständigkeit, die im Aufnahmeland fortgeführt wird.

Reaktionsmodell:
Selbstständigkeit als Folge der besonders starken Betroffenheit von Migrant*innen durch die negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ab den 80er Jahren.

Sie zeigen somit große Unterschiede im Vergleich zu Betrieben der Aufnahmegesellschaft. Die strukturellen Voraussetzungen, welche von der Aufnahmegesellschaft geschaffen wurden und von Migrant*innen nicht beeinflussbar waren, ließen sog. Ethnische Ökonomien entstehen. Aus der Entstehung der ethnischen Netzwerke mit individuellen kulturellen Traditionen kam es letztendlich zu ethnischen Ökonomien in Städten.

Betriebe der ethnischen Ökonomie sind hauptsächlich im Dienstleistungssektor vertreten und kommen in Großstädten und Ballungszentren vor, an denen deutsche Unternehmen bereits aufgegeben haben. Wissensintensive Geschäftsfelder werden hingegen weniger besetzt. Die Angestellten sind zumeist eigene Landsleute, da man davon ausgeht, dass nur jemand, der aus der eigenen Kultur kommt, in der Lage ist, die Produkte und Dienstleistungen zu vermarkten. Außerdem kommt es häufig vor, dass jede/r zweite Mitarbeiter*in ein Familienangehöriger ist.

Ethnische Ökonomien sind deshalb so wichtig, weil sie einen Beitrag zur Stärkung der Lokalökonomie und des Beschäftigungspotenzials leisten. Sie fördern die gesellschaftliche Verantwortungsübernahme und helfen bei der Attraktivgestaltung des Wohnumfelds.

Zusammengefasst kann man die Auswirkungen ethnischer Ökonomien wie folgt beschreiben:
  • Nahversorgungsfunktion auf Stadtteilebene
  • Schaffung von Arbeitsplätzen und Stärkung des Stadtteils
  • Stärkere Identifizierung der Bewohner mit dem Stadtteil
  • Kontaktpunkt zur Umwelt
  • Lassen sich an ökonomisch unrentablen Standorten nieder
  • Wirken dem Versorgungsdefizit entgegen