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Unterstützerzentrum Ethnische Ökonomie – Neues Angebot für migrantische Unternehmen

23. Juni 2020

Durchschnittlich jedes dritte Kleinstunternehmen in der nördlichen Hälfte Dortmunds wird von Menschen mit Zuwanderungshintergrund geführt. Sie alle sind Bestandteil des vielfältigen Dortmunder Wirtschaftslebens und wichtiger Teil der Stadtgesellschaft. Speziell für diese Unternehmen mit null bis zehn Mitarbeitenden soll ein neues Unterstützungsangebot im Rahmen eines dreijährigen Pilotprojekts entwickelt und erprobt werden.

In den nächsten Monaten wird ein Standort für ein Unterstützungszentrum Ethnische Ökonomie gesucht. Direkt im Quartier entsteht eine feste Anlaufstelle für die Sorgen und Nöte von kleinen migrantisch geführten Kleinstbetrieben mit bis zu zehn Beschäftigten. Das Projektmanagement baut auf einen aufsuchenden Ansatz, wird den direkten Kontakt suchen und für persönliche Gespräche – auf Augenhöhe – zur Verfügung stehen. Der Verwaltungsvorstand hat am Dienstag, 23. Juni, die dazu nötige Vorlage beschlossen und diese in die politischen Gremien gegeben.

Für wen ist das Angebot?

Unterstützt werden sollen insbesondere Kleinstunternehmen aus den Branchen Dienstleistung, Einzelhandel, Handwerk, Gastronomie und Gesundheitswirtschaft. Inhaltlich stehen Hilfestellungen zur Erweiterung oder Qualifizierung des Geschäftsmodells oder der Wissenstransfer dazu, wie sich die Marktfähigkeit sichern lässt, im Fokus. Das Zentrum kann auch die Lotsenfunktion zu bereits bestehenden Angeboten für ansiedlungswillige Kleinstunternehmen oder für Unternehmen, die eine Filiale eröffnen möchten, übernehmen.

Oft werden Fachkräfte gesucht und es gibt Hemmnisse, geeignetes Personal zu finden. Dort will das Unterstützungszentrum Ethnische Ökonomie künftig ansetzen. Es ist angedacht, jungen Menschen mit Fluchterfahrungen zu einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu verhelfen. Das kann noch besser gelingen, wenn migrantische Betriebe zuvor dazu motiviert werden, eine Eignungsprüfung für Ausbilder*innen abzulegen. Auch bei der Suche nach Gewerbe- und Büroräumen kann Unterstützung angeboten werden. Durch den Umsatzrückgang in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie sind viele Betriebe in wirtschaftliche Not geraten. Eine Beratung und Unterstützung, zum Beispiel vor Gesprächen mit der Hausbank, ist daher sehr wertvoll.

Bedarfsorientierte Weiterbildungsveranstaltungen für die Zielgruppen sollen in Kooperation mit Netzwerkpartnern*innen konzipiert und angeboten werden. Das Ganze immer in Ergänzung oder zielgruppengerechter Weiterqualifizierung bereits bestehender Angebote.

Warum ein Angebot speziell für Betriebe, die von Menschen mit ausländischen Wurzeln geführt werden?

„Das zielgruppenspezifische Angebot wurde in Kooperation und enger Abstimmung zusammen mit der Wirtschaftsförderung entwickelt. Vieles wird bereits von den Betriebsberatern*innen der Wirtschaftsförderung in ähnlicher Weise geleistet. Das geplante neue, sehr niedrigschwellige Unterstützungsangebot geht intensiv auf die Situation und die Bedarfe von Migrantengruppen in Deutschland ein. Im besonderen Maße wollen wir die Mentalität und die kulturelle Herkunft in die Konzeption unseres Beratungsangebotes einbinden. Ausgestattet mit Kultursensibilität und erforderlichen Sprachkenntnissen lässt sich ein Vertrauensaufbau und ein Miteinander auf Augenhöhe hoffentlich viel einfacher gestalten“, so Michaela Bonan, Leiterin der Koordinierungsstelle „nordwärts„.

Das Unterstützungszentrum Ethnische Ökonomie ist ein Stück weit Integrationsprojekt in die deutsche gewerbliche Wirtschaft: Wenn es darum geht, kompliziertes deutsches Gewerbe- und Steuerrecht zu vermitteln oder junge Geflüchtete ins Arbeitsleben zu integrieren, werden, so hoffen die Verantwortlichen, auch gewinnbringende Integrationsleistungen erbracht.