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Kurzgeschichte: Freundin gesucht

„Quaak, quaak, alles quaak – selbstverständlich bleibe ich hier! Ich lebe nicht einmal ganze zwei Jahre in diesem Teich. Mir gefällt‘s hier, obwohl noch nicht alle Pflanzen richtig groß sind, um mich darin zu verstecken.“

„Wirst schon sehen, du musst noch einmal umziehen! Viele Menschen mögen uns nicht, weil wir so laut quaken. Sie grillen uns lieber als Froschschenkel“, sein Freund blieb skeptisch.“

„Diese hier nicht, die mögen mich wirklich!“

Quaks war überzeugt, dass er die nächsten Jahre in diesem Teich verbringen würde. Er hüpfte tagsüber auf die Seerosenblätter und sonnte sich. Ab und zu tauchte er unter, um sich abzukühlen oder um sich vor dem Fischreiher zu verstecken. Nachts verschwand er unter einem dicken Grasbüschel oder zwischen Sumpfpflanzen.

Quaks kannte die Stimmen der Menschen, die ihm vom Teichrand zusahen und ab und zu ein Foto von ihm machten. Besonders gern hatte er die kleine Lizzi, die ganz leise sein wollte, damit Quaks sich schnell eine Freundin rufen und später eine Familie bekommen konnte. Sie fand, allein sein macht traurig.

Lizzi stand gerade wieder am Teich und sprach mit ihrer Mutter über ihn: „Quaks ist so groß und hat bestimmt schnell eine Freundin, weil er lauter rufen kann als alle anderen Frösche.“ Der Frosch schwamm näher auf die beiden zu, um ihre Unterhaltung zu verstehen.

„Kuck mal, da ist er wieder! Und wie schnell er schwimmt oder wie flink er springt. Quaks Rücken hat sogar schwarze Punkte. Ha, ein Frosch mit Sommersprossen! Ich freue mich schon auf die Kaulquappen im Teich. Wie lange dauert das noch, Mama?“

„Bestimmt nicht mehr lange.“

„Wie hört sich das an, wenn Quaks seine Freundin ruft?“

„Ungefähr so“, Lizzis Mutter holte tief Luft, hielt die Hände an den Mund und rief „quaak, quaak!“

Quaks schmunzelte. Das war zwar nicht der Lockruf für die Freundin, sondern die Warnung vor der Katze, aber immerhin. Lizzis Mutter mochte ihn ebenfalls.

Lizzi war begeistert, bald die kleinen Kaulquappen zu beobachten. Sie hatte ihrer Lehrerin versprochen, einige davon zu fotografieren und die Fotos zum Schulunterricht mitzubringen. Viele ihrer Klassenkamerad*innen hatten noch nie Kaulquappen gesehen. Lizzis Lehrerin schnitt schon seit Wochen für den Naturkundeunterricht Froschbilder aus und hängte sie an einer Wäscheleine im Klassenraum auf.

Diese Idee gefiel Quaks gut. Denn je mehr die Kinder in der Schule über Frösche lernten, desto besser würden sie sich als Erwachsene um die unter Naturschutz stehenden Frösche sorgen. Quaks fand, er sollte sich nun eine Freundin suchen, um Lizzi den Wunsch nach der Froschkönigin, dem durchsichtigen Frosch-Wackelpudding, damit meinte sie Frosch-Laich, den Prinzen und Prinzessinnen, ihre Wort-Kreation für die kleinen Kaulquappen, zu erfüllen.

„Quaak, quaak, quaak!“ Nur einen Tag später quakte Quaks so laut, dass ihn Lizzi noch fünf Straßen weiter hörte.

Sie strahlte: „Jetzt ruft Quaks endlich seine Freundin.“

Aber nicht alle Nachbar*innen waren so begeistert von Quaks Rufen wie Lizzi und ihre Eltern. Manche schimpften, weil sie nachts nicht mehr schlafen konnten.

Auch dafür hatte Lizzi eine Lösung parat. Sie schenkte allen Nachbar*innen, die Quaks nicht mochten, ein großes Froschbild, klebte ein süßes Betthupferl sowie zwei bunte Ohrstöpsel darauf und entschuldigte sich für ihren verliebten tierischen Freund:

„Bitte seid nicht böse mit Quaks. Er ruft sich eine Freundin, weil er in seinem Zuhause nicht gern allein sein möchte.“

 

© Elke Brinkmann-Pytlik