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Erster Sachstandsbericht zum Projekt „SuPraStadt“

Foto: Oskar C. Neubauer

Der Verwaltungsvorstand hat in seiner heutigen Sitzung den ersten Sachstandsbericht des Projektes „SuPraStadt“ zur Kenntnis genommen und die Vorlage an die politischen Gremien weitergeleitet.

Das Forschungsprojekt „SuPraStadt“ („Suffizienzpraktiken in der Stadt“) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ist bei der Koordinierungsstelle “nordwärts“ angesiedelt. Es beschäftigt sich mit Methoden zur Verbreitung von umwelt- und ressourcenschonendem Verhalten im Alltag. Untersuchungsgebiet ist das Quartier Westerfilde/Bodelschwingh im Stadtbezirk Mengede. In enger Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Dortmund (Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften) wurden hier seit Projektstart im Jahr 2019 verschiedene Veranstaltungen mit den Bürger*innen, aber auch mit der Lokalpolitik durchgeführt.

Mit dem Sachstandsbericht zeigt das Projekt, wo und für wen ein Mehrwert besteht, und berichtet über erste Ergebnisse und Erkenntnisse der bisherigen Arbeit.

Doch was sind eigentlich Suffizienzpraktiken?

Der Begriff „Suffizienz“ kommt aus der Nachhaltigkeitsforschung. Für die Reduktion von umwelt- und klimaschädlichen Emissionen (z. B. Kohlenstoffdioxid) bei der Produktion von Energie (z. B. Strom, Gas) können unterschiedliche Strategien angewendet werden.

Bei der Suffizienzpraktiken geht es um soziale Innovationen und Teilhabe: Im Fokus steht die Frage, wie der globale Energieverbrauch durch individuelle Verhaltensänderungen gesenkt werden kann. Ein klassisches Beispiel: Wer das Auto stehen lässt und öfter mal mit dem Fahrrad fährt, spart klima- und umweltschädliche Emissionen. Aber auch Aspekte des Teilens, Tauschens und Reparierens sind wichtige Elemente vieler bereits heute praktizierter Ansätze von Suffizienz.

Projektteilnahme bietet großen Mehrwert für Quartiersakteur*innen

Neben ihrem Beitrag zur nachhaltigen Transformation von Städten können sich Suffizienzpraktiken positiv auf die soziale Teilhabe, das nachbarschaftliche Miteinander, die finanzielle Situation, die Gesundheit und damit auch auf die empfundene Lebensqualität der Menschen auszuwirken, welche sie in ihrem Alltag anwenden.

Durch die Teilnahme an den Veranstaltungen des Projektes „SuPraStadt“ hatten die Menschen im Quartier die Gelegenheit, verschiedene Suffizienzpraktiken kennenzulernen und sich über Möglichkeiten für ressourcenschonendes Verhalten auszutauschen. In der Veranstaltungsreihe „Klimanachbarschaften“ ging es darum, Handlungsoptionen aufzuzeigen, die nicht zwingend einen Verzicht, sondern im besten Fall einen Gewinn im Leben der Beteiligten mit sich bringen können. So wurde zum Beispiel bei einer geführten Wanderung nach essbaren Pflanzen und Kräutern gesucht und nebenbei Müll aufgesammelt.

Neben der Bürgerschaft wurden außerdem Vertreter*innen der Bezirksvertretung Mengede für das Thema sensibilisiert und aktiviert. In insgesamt drei Veranstaltungen wurde gemeinsam darüber diskutiert, welche konkreten Möglichkeiten es für die Lokalpolitik gibt, Einfluss auf die Förderung von nachhaltigen Verhaltensweisen im Quartier zu nehmen.

Und auch die Stadtverwaltung profitiert von der Durchführung des Projektes durch die Möglichkeit, neue und innovative Formate der bürger*innennahen Kommunikation zu entwickeln und zu erproben, welche auch auf andere Prozesse übertragen werden können.

Quartiersstudie soll weitere Erkenntnisse liefern

Ergänzend zu den bisherigen Maßnahmen wurde am 24. Januar dieses Jahres eine breit angelegte Quartiersstudie gestartet, in der untersucht wird, ob ein Zusammenhang zwischen dem Ausüben der sogenannten „Suffizienzpraktiken“ und der empfundenen Lebensqualität sowie der sozialen Teilhabe besteht. Die Ergebnisse der bis Ende März 2022 laufenden Studie werden ausgewertet und fließen anschließend in den Endbericht des Forschungsprojektes ein, welcher bis Ende Mai diesen Jahres erarbeitet wird.

So geht es im Projekt „SuPraStadt“ weiter

Die Projektlaufzeit und damit die Finanzierung durch das Bundesministerium enden am 31.05.2022. Allerdings hat das Projektkonsortium nach Aufforderung durch den Förderträger Anfang Februar einen Antrag für eine weitere, zweijährige Projektlaufzeit eingereicht, welcher sich aktuell noch in Prüfung befindet. Vorbehaltlich der Zustimmung ist im Zuge dieser zweiten Projektlaufzeit unter anderem die Fortführung des Formates „Suffizienzpolitik = Lokalpolitik“ sowie ein Transfer des Formates „Klimanachbarschaften“ auf das Quartier Dorstfeld-Hallerey geplant.

Zum Hintergrund:

Im Rahmen des Forschungsprojektes SuPraStadt („Suffizienzpraktiken in der Stadt“) wird in drei Quartieren in Dortmund (Westerfilde/Bodelschwingh), Heidelberg und Kelsterbach erprobt, wie eine Verbreitung von Suffizienzpraktiken durch (lokal-)politisches und individuelles Handeln gefördert werden kann. Gleichzeitig wird untersucht, ob dies zu einem Abbau sozial-ökologischer Ungleichheiten und zur Verbesserung der urbanen Teilhabe, des nachbarschaftlichen Miteinanders und der Lebensqualität in soziokulturell heterogenen Quartieren beitragen kann. Zur Beantwortung dieser Fragen werden im Rahmen des Projektes verschiedene, zielgruppenspezifische Beteiligungs- und Kommunikationsformate erprobt, miteinander verglichen und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit evaluiert. Dabei stehen die Themenfelder Ernährung, Konsum und Müll, Energie und Wohnen, Reisen, Artenvielfalt und nachhaltige Mobilität im Fokus.

Das Projekt SuPraStadt wird von folgenden wissenschaftlichen Institutionen und Praxispartner*innen durchgeführt:

–          ifeu (Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg gGmbH)

–          Förderverein Collegium Academicum Heidelberg e.V.

–          ISOE (Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH)

–          Fachhochschule Dortmund (Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften)

–          Stadt Dortmund (Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters und des Rates, Koordinierungsstelle “nordwärts“)

–          Stadt Heidelberg (Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie)

–          Stadt Kelsterbach (Der Bürgermeister)